Schon von Weitem höre ich das unverwechselbare ploppschmatzen, welches die Gesundheitsschuhe von Gesine Meier-Herne auf dem alten Kopfsteinpflaster erzeugen. Ich schaue hoch und tatsächlich, ich habe mich nicht getäuscht. Die Chef-Disponentin von "Fracht-Shipping & More" kommt mit großen Schritten auf meinen Imbiss zu.
"Guten Morgen, Frau Currywurst, ich hätte da mal eine Bitte. Ich würde so gerne mal wieder Krautsuppe essen, haben Sie da ein Rezept?"
"Aber selbstverständlich", antworte ich und verwerfe meinen eigentlichen Plan für den heutigen Mittagstisch. "Kommen Sie doch einfach zur Mittagszeit wieder, dann ist die Suppe fertig."
Gesine Meier-Herne nimmt noch eine Kaffee "auch für Togo" und verabschiedet sich, denn die Arbeit ruft. Ich indessen klettere mal wieder in die Katakomben meines Imbisswagens hinab und gehe den schmalen, dunklen Gang entlang, bis ich zum sogenannten Trocken-Lager komme. Ich betrete den Raum und schalte das Licht an. In den Regalen sind alle Vorräte, die keiner weiteren Kühlung bedürfen untergebracht und ich packe
1 große Dose Sauerkraut und
1 mittlere Zwiebel
in meinen Korb. Nun gehe ich hinüber in die separate Kühlkammer und nehme
250 g geräucherten Bauchspeck
4 Krakauer Würstchen (wir mögen keine Debreziner)
1 Becher Schmand und
750 ml kräftige Fleischbrühe, die ich in Flaschen abgefüllt habe.
Butterschmalz
Tomatenmark und
Paprikapulver, edelsüß
Salz und Pfeffer (optional zum Nachwürzen)
habe ich oben im Kühlschrank, in dem ich die Waren für das übliche Tagesgeschäft untergebracht habe.
Kümmel, so hat mir Frau Meier-Herne noch anvertraut, verträgt sie überhaupt nicht und ich finde, dass sich das gut trifft. Denn mit Kümmel kann man mich jagen und meine Oma war immer so nett und hat mir eine Portion dieser Suppe abgezweigt, bevor sie mit dem Gewürz hantierte.
Als ich wieder in der Küche meines Imbisswagens stehe, lege ich mir die Zutaten zurecht und beginne mit der Zubereitung der Krautsuppe.
Ich schäle die Zwiebel und schneide sie in feine Würfel. Dann schneide ich die Knorpel und Knöchelchen aus der Bauchspeck-Seite, schneide die Schwarte ab und den Speck über die schmale Seite in fingerdicke Streifen. Ich stelle einen Topf auf den Herd, gebe Butterschmalz hinein und erhitze dieses. Nun füge ich die Zwiebelwürfel und die Speckstreifen hinzu und lasse sie glasig angehen. Ich öffne die Dose mit dem Sauerkraut und hacke das Kraut auf meinem Brettchen ein paar mal mit dem großen Kochmesser durch, damit man die Suppe nachher eleganter essen kann. Nun gebe ich das Tomatenmark zu dem Zwiebel-Speck und vermische alles, bevor ich das Sauerkraut zufüge und alles mit der Fleischbrühe aufgieße. Hierbei ist darauf zu achten, dass das Sauerkraut nicht im tiefen Becken schwimmt, sondern höchstens knapp bedeckt ist. Ich würze mit ungefähr 2 Esslöffeln Paprika und lasse alles für ca. 15 Minuten mit geschlossenem Topfdeckel kochen.
In der Zwischenzeit habe ich einen weiteren Topf mit etwas Wasser aufgestellt, in dem ich die Krakauer Würste brühe. Ok, es sind zwar eigentlich Grillwürste, aber in diesem Fall kann ich sie in gegrillt nicht gebrauchen und so brühe ich sie eben.
Als die Suppe fertig ist, schneide ich die Wurst in üblichgroße Suppenwurst-Stücke und gebe sie in die ... na klar, Suppe und lasse alles noch ein kleines Weilchen auf kleiner Flamme ziehen.
Als Gesine Meier-Herne kommt und eine Portion ordert, richte ich die Suppe auf einem tiefen Teller an und gebe einen Klecks Saure Sahne darauf.
Gespannt beobachte ich die Chef-Disponentin und bin auf ihre Reaktion gespannt ...
"Lecker!", sagt sie, nachdem der Teller leer und die Lippen abgetupft sind, "und sie haben sogar den Kümmel weggelassen." "Na klar, habe ich ... und völlig uneigennützig" grinse ich in mich hinein ...